Alles ziemlich oll aber schön!
- Cookie
- 23. Dez. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Dez. 2024
Fakten
Stadion | Max-Morlock-Stadion |
Ort | Nürnberg |
Kapazität | 50.000 |
Datum | 21.12.2024 |
Spiel |
|
Ergebnis | 1 : 0 |
Zuschauer | 30.676 |
Liga |
|
Ebene* | 2 |
Liga (vollständig) | 11 von 18 |
Ground - alt | nein |
Ground - neu | ja - 117. |
Spiel in 2024 / Gesamt** | 79 / 238 |
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Das war aber knapp. Erst kurz vor Weihnachten, mit dem 79sten und letzten Spiel des Jahres, besuchten wir das erste Auswärtsspiel unserer Eintracht in diesem Jahr. Nürnberg hörte sich vielversprechend an. Aber kann es auch unsere hohen Erwartungen erfüllen? Nebenbei ist es mein 100ster Ground in Deutschland! Und dann geben wir es uns nochmal so richtig und reisen von Freitag bis Montag in die fränkische Metropole. Am Samstagabend ist es das (Top-)Spiel. Wir reisten bequem mit dem Zug und es klappte sogar alles, unglaublich. Wir nächtigten im Motel One. Das ist ideal, da ganz dicht am Bahnhof, die Innenstadt zu Fuß gut zu erreichen, das Stadion ebenfalls mit der S-Bahn vom Bahnhof, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine bombastische Gin-Karte.
Freitag ging es dann auch gleich noch zum weltberühmten Christkindlesmarkt. Hhm, ehrlich gesagt ganz nett. Aber der Oberburner ist es nicht, normierte Buden mit rot-weiß-gestreiften Dächern, in nur teilweise schönem Ambiente. Esstechnisch eine schlimmere Monokultur, als der Baumbestand im Harz. 50 % sind Nürnberger-Rostbratwurstbuden, 30 % Lebkuchen und der Rest Sonstiges. Sie nennen das hier "3 im Weckla" aber aufgrund der sprachtechnischen Defizite hier, hört es sich an wie "3 im Weggla" und häufig steht es auch so geschrieben hier. Weggla heißt hier eigentlich Semmel und Semmel ist ein Brötchen. Da packen sie Sauerkraut rein und Senf oder Kren (Meerrettich) dazu. Und eine FCN-Bude gab es auch. Ich fragte den Verkäufer, ob er Tempos dabei hat. Er schaute mich irritiert an und wühlte in der Hosentasche. Dann klärte ich ihn aber auf, dass ich keines brauche aber er morgen, wenn der Club abgefegt wird.
Samstag noch mal über einen anderen, schöneren Weihnachtsmarkt und dann vor dem Spiel noch in ein Paulaner-Restaurant. Dort waren schon nette, ältere Club-Fans, die uns zum Abschied zwei rote Servietten, in den Clubfarben gaben, zum Trocknen unsere Tränen danach. Sowas liebe ich!
Die Stadt insgesamt hat für mich wenig Atmosphäre, man merkt überall, dass Nürnberg im Krieg in Schutt und Asche gelegt wurde.
Ground
Wir führen mit der S-Bahn in wenigen Minuten zur Haltestelle Frankenstadion. Dann ging es einen unbefestigten, glitschigen Weg bis zum Stadion. Unglaublich, dass der Weg nicht mal geteert wird, darüber mokierten sich sogar einige Nürnberger. Dann umgangen wir das Stadion bis zu unserem Eingang. Das Teil hat schon fast 100 Jahre auf dem Buckel. Ich finde es ziemlich oll. Was nett ist aber man nur von oben sieht, ist die achteckige Form. Bedrückend, wie hässlich ist das Umfeld. Adolf ließ hier das Reichsparteitagsgelände erbauen. Und dieser protzende Größenwahn ist natürlich auch prägen für das Stadionumfeld. Eigentlich sollte das Stadion abgerissen und durch ein Riesenteil ersetzt werden (Deutsches Stadion) aber dazu kam es durch den Kriegsbeginn nicht mehr. Das Arschloch hielt aber im heutigen Stadion schon seine jährlichen Tage der Hitlerjugend ab. Dabei prägte er auch den heute noch bekannten Slogan "flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl". Das Stadion hat auch noch eine Laufbahn, was natürlich heute sehr selten geworden ist. Vor einigen Jahren gab es sogar Pläne, ein neues Stadion ins nahe unvollendete Reichsparteitagsgebäude zu setzen. Das hätte ja allem noch die Krone aufgesetzt.
Übrigens gab es hier keine "3 im Weckla" (zumindest bei den Gästen), sondern Leberkäsebrötchen. Wahrscheinlich sind alle auf dem Christkindlesmarkt im Einsatz.
Spiel
Nach der Pleitenserie unserer Eintracht wollten wir erst gar nicht hinfahren, aber als Braunschweig-Fan bist du ja hart im Nehmen. Nürberg hatte auch einen schlechten Lauf. Sage und schreibe neun Ausfälle ließen nichts Gutes erahnen. Uschis Wunsch war "weniger als 9:0 verlieren, dann bin ich zufrieden". Auch demütig wirst du also als Eintracht-Fan. Und Uschi konnte zufrieden gestellt werden. Es war ein absoluter Grottenkick, der uns aber bis zu Pause sehr gut gefiel, weil unser Keeper mit guten Paraden das 0:0 hielt (welch Härte und welch Demut). Nach wenigen Minuten in Hälfte zwei pennten wir bei einem Freistoß und bekamen das einzige Tor des Tages eingeschenkt. Kurz danach holte sich der Vollpfosten Conteh noch die Gelb-Rote Karte ab. Gerade wollte Scherning unter anderem ihn auswechseln und zur Schlußoffensive blasen lassen. Ich hätte dem Kerl den Hals umdrehen können. Damit war der Drobs gelutscht. Immerhin bemühten sich die Spieler der Eintracht noch mit einem Mann weniger das Spiel zu drehen. Aber es war alles brotlose Kunst und nicht mal eine einzige Torchance konnte herausgeholt werden. Das war sehr, sehr harte Kost aber besser als ein 9:0!
Stimmung
Die Nürnberger zündelten das ganze Spiel über, ihre roten Pyros. Braunschweigs Ultras fackelten nach ein paar Minuten alles ab, was sie mit hatten. Dafür gabs aber mehr von dem Scheiß als bei den Nürnbergern und wir wurden ordentlich eingequalmt. Unsere machten normale Stimmung. Nur nach dem Gegentreffer waren auch sie für 5–10 Minuten paralysiert. Dann ging es aber unentwegt weiter. Sie hatten ein Gespür dafür, dass alles versucht wurde aber es einfach nicht reichte, erst recht nicht zu zehnt. Wir freuten uns eigentlich auf die zwei Lieder der Franken zum Einlaufen "Die Legende lebt" und nach einer Stunde "Als ich noch ein ganz kleiner Bub war". Aufgrund der superschlechten Akustik in der Schüssel hörten wir davon aber nichts. Nach dem Abpfiff war ich gespannt, wie die Fans reagieren. Vorige Woche hatte sie die Mannschaft ja noch niedergemacht. Die Spieler kamen wie die begossenen Pudel in die Kurve zu den schweigsamen Fans. Ich war tatsächlich der einzige, der sie mit Klatschen empfing. Irgendwie taten sie mir leid. Hinter uns standen ein paar Idioten, die schon das ganze Spiel über total unqualifiziert herummeckerten. Der Oberproll kommentierte mein Klatschen dann auch mit "Wie blöd ist das denn, da auch noch zu klatschen?". Ich drehte mich um und nach einer Schrecksekunde, ob seines dämlichen Blickes, empfahl ich im "Dann mach dich doch gleich vom Acker". Das wiederholte er dann mehrfach zu seinen Kumpels, dass ich das zu ihm gesagt habe. Inzwischen gingen Eisen-Ermin, Kaufmann, Krauße und Nikolaou in den Fanblock hinein und es wurde minutenlang geredet. Für uns etwas doof, weil wir ja nicht mitbekamen, was. Auf jeden Fall muss es was ausgelöst haben, denn danach bekamen die Jungs aufmunternde Gesänge. Da machten die Idioten hinter mir dann sonderbarerweise dann auch mit. Ich drehte mich aber nicht mehr um, den Anblick des Typen wollte ich kein zweites Mal ertragen.
Vielleicht noch Erwähnenswert, dass Uschi sich über den Stadionsprecher sehr aufregte. Einerseits, weil er nur die Braunschweiger beim Zündeln ermahnte und andererseits feuerte er die Glubberer (so nennen die sich) bei einer Ecke an, statt die Namen der kurz davor ein- und ausgewechselten Braunschweiger zu nennen.
Wir löteten uns dann an der Hotelbar des Motel One noch einen rein und waren uns einig, dass wir nicht stinkig sind, weil sie es derzeit mit dem Kader einfach nicht besser können.
Fazit
Fieses Wetter, öde Stadt, mittelmäßiger Christkindlesmarkt, olles Stadion, elendes Spiel, Niederlage! Und wir fanden das Wochenende wunderbar! Verstehe ich zwar auch nicht, aber so isses!
Fotos










Comments