top of page

Tischdeckchen oder Strapse?

  • Autorenbild: Cookie
    Cookie
  • 30. Jan.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Feb.



Fakten

Stadion

Vogtlandstadion

Ort

Plauen

Kapazität

5.000

Datum

28.01.2025

Spiel

VFC Plauen (16.) : Hallescher FC (2.)

Ergebnis

1 : 2

Zuschauer

1.833

Liga

Regionalliga Nordost

Ebene*

4

Liga (vollständig)

4 von 17

Ground - alt

nein

Ground - neu

ja - 118.

Spiel in 2024 / Gesamt**

2 / 240

*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen

** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt


Vorspiel

So langsam geht es auch endlich mit den ersten Nachholspielen in den unteren Ligen wieder los. So auch mit dem des VFC Plauen gegen Merseburg-Nord (sorry, aber Fan-Freundschaft zum FCM prägt ;-)). Rahmenbedingungen sind "Anreise mit dem D-Ticket und Übernachtung in Plauen". Und nun was ganz Spektakuläres zum Beginn dieser Geschichte. Insgesamt trotz neunmal Umsteigen auf der Hin- und Rückfahrt war alles pünktlich. Auf dem letzten Teilstück von Werdau nach Plauen bewachten uns drei Polizisten, da das Spiel aufgrund des halleschen Fan-Rufes ein Hochsicherheitsspiel war. Es schien aber kein Hallenser im Zug zu sein. In Plauen konnte ich eine einfache und zentrale Pension für 65 € finden und somit bei 15 € Eintritt und 0 € Fahrtkosten unter meinem Ziel von 100 € bleiben! Die Spitzenstadt Plauen hat nicht so viel zu bieten außer den weltberühmten Plauener Spitzen und zwei spektakulären Brücken, die allerdings etwas außerhalb liegen. Plauen liegt an der Grenze der Zivilisation, am äußersten Westzipfel von Sachsen, nahe Thüringen, Bayern und Böhmen. Wer hier mit 28 % stärkste Partei ist, könnt ihr erahnen. Eine ganz harte Nummer ist der Dialekt hier. Er ist eine Mischung aus erzgebirgisch, nordbayrisch, mitteldeutsch, thüringisch und obersächsisch. Und er wird vogtländisch genannt. Aber damit nicht genug, wenn die Plauener sich freuen, ärgern oder allgemein aufgeregt sind, dann verfallen sie ins Singen. Ich bekam es zum Beispiel nach dem Spiel mit, als zwei Männer über den Sturm des VFC sprachen ähm sangen. Der VFC Plauen trug bis zu seiner Liquidation 1945 (wie alle bürgerlichen Vereine der SBZ) die schönen Farben blau und gelb (danach schwarz und gelb). Er wurde etliche Male umbenannt: 1.V.F.C. Plauen (Ursprungsname 1903), Sportgruppe Plauen West, BSG Sachsenverlag Plauen, ZSG Zellwolle Plauen, Wismut Plauen und BSG Motor WEMA Plauen. Seit der Wende heißt er wieder VFC Plauen.

Ich wackelte dann jedenfalls durch die beschauliche Innenstadt mit einigen netten, alten Bauwerken zur Straßenbahnhaltestelle. Es war natürlich noch kein anderer Fußballfan zu sehen, da ich -wie man mich kennt- schon 1 1/2 Stunden vor Spielbeginn losging. Der Weg von der Haltestelle zum. Stadion war etwas unangenehm, da er auf einem glitschigen und matschigen Weg durch einen Wald führte.



Ground

Auch das Vogtlandstadion ist durchaus was Besonders. So Wurde es in die Tiefe gebaut. Das Spielfeld liegt stolze 10 Meter unter dem umliegenden Bodenniveau. Ist schon witzig, wenn man da ankommt und blickt runter aufs Spielfeld. Die Tribünen entstanden entlang der Wände der Grube. Ob das der Liebe zum Bergbau geschuldet wurde? Der Ground ist heute nur noch für 5.000 Zuschauer zugelassen. Er wirkt etwas zusammengestückelt. Zwei überdachte Haupttribünen mit Sitzplätzen und Stehtraversen davor, eine unüberdachte Gegentribüne und zwei Kurven von Stehplätzen. Dazwischen mehrere Baulücken. Die heimischen Fans stehen in der Badkurve (nähe zum Schwimmbad). Gegenüber stehen die generischen Anhänger. Die Sitzschalen sind in schwarz und gelb gehalten und auf der Gegengerade steht groß V F C. Alles wirkt irgendwie gemütlich und gastfreundlich. Zum Beispiel lief ein Löwenmaskottchen rum und verteilte Gummibärchen. Etliche Wurstbuden flankieren das Stadion. Es herrscht allerdings Monokultur, alle bieten dasselbe an, Bratwurst und so eine Art Hackröllchen sowie Brezeln, was mir die Auswahl als Vegetarier erleichterte. Die Brezel war allerdings total weichpapsig, tolle Knolle. Da ich viel Zeit hatte und es nasskalt war, ging ich nochmal ins kleine Vereinslokal. Dort zischte ich eine Limo und fühlte mich umrahmt von Nostalgie (Bildwände und Pokale) sehr wohl. Der Tisch für die Pressekonferenz war auch schon vorbereitet.



Spiel

Erstmal das Wichtigste vorweg. Ich erlebte mein erstes Tor des Jahres! Bereits in der 11. Minute netzte der Neuzugang der letzten Woche, Eshele, zum 0:1 für Merseburg-Nord ein. Mal sehe, ob es wieder 296 Buden, wie in 2024 werden. Die Favoritenrolle war bei dem Tabellenstand klar verteilt. Und die Sachsen-Anhaltiner wurde dieser auch voll und ganz gerecht. Sie wirkten in allen Belangen klar überlegen und hätten zur Halbzeit eher 4:0 statt 2:0 führen müssen, zudem sie auch noch einer 11er verballerten. Besonders gefiel mir Löhmannsröben, der eine Blutgrätsche nach der anderen ansetzte und alles wegräumte, was an harmlosen Angriffen auf ihn zukam. In Halbzeit zwei ging es genauso weiter. Dann fiel, man sagt ja "Aus dem Nichts", der Anschlusstreffer. Dadurch kam wieder Spannung auf aber der Klassenunterschied war einfach zu deutlich und die zu erkennenden Bemühungen der Plauener führten zu nichts mehr.



Stimmung

Aufgrund des großen Fanaufkommens konnte erst mit 10-minütiger Verspätung begonnen werden. Der Zuschauerschnitt in Plauen beträgt 1.745. Komischerweise waren mit 1.833 nur wenig mehr da, obwohl Halle mit vielen Fans angereist war. Und nun alle Magdeburger bitte weghören: Der Hallenser Anhang machte eine fantastische Stimmung. Es werden ein paar Hundert im Fanblock gewesen sein und um mich herum auf der Tribüne waren auch noch sehr viele. Es gab ein großes Transparent, eine Pyroshow und einmal machten wirklich alle gleichzeitig Wunderkerzen an, was mir am besten Gefallen hat und schön ungefährlich war. Außerdem waren die Rot-Weißen sehr sangesfreudig. Standard war ein einfaches "Chemie Halle". Aber auch Anderes war zu hören, wie "Vierte Liga tut schon weh, wir scheißen drauf und steigen wieder auf" kam häufig und drückt die große Sehnsucht nach der 3. Liga aus. Wie die Qualität der Mannschaft fiel auch die des Plauener Anhangs deutlich ab im Vergleich zu den Hallenser. Es waren vielleicht 100 in der Badkurve und die waren auch noch kaum zu vernehmen.

Eine bemerkenswerte Randnotiz aus meiner Sicht war das Wiedersehen mit Nullnummer Daniel Meyer. Er ist nun Sportdirektor in Halle und hat sich deutlich fortentwickelt. Während er zu seiner Braunschweiger Trainerzeit nur kaugummikauend, mit den Händen in den Taschen herumstand, latschte er in Plauen fortwährend aus dem Stadion und wieder zurück zur Trainerbank. Dort hampelte er nur herum, laberte den Trainer voll und pöbelte den Schiri an. Bis es dem zu bunt wurde und er ihn verwarnte. Soviel hat er sich in seiner gesamten Braunschweiger Zeit nicht bewegt.

Und in der Straßenbahn auf dem Rückweg erspähte ich sogar noch einen Bengel in Blau und Gelb. Wie geil ist das denn, der fährt nach Plauen, um den ärgsten Verfolger seines Lok Leipzig verlieren zu sehen - Respekt! Hat zwar nicht geklappt aber 6 Punkte Vorsprung habt ihr noch!



Fazit

Ein gelungener Ausflug in die Provinz. Bleibt die Frage zu beantworten, welches Mitbringsel Uschi bekam, Plauener Spitze als Tischdeckchen oder als Strapse. Die Antwort lautet "Weder - Noch". Irgendwie haben wir keinen Tisch dafür und Uschis Schenkel haben keine Spitze nötig!


Fotos






















Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page